A bisserl was "Historisches"

Vereinsgründung

Bereits vor der Gründung des Holzollinger Obstbauvereins gab es im Landkreis Miesbach Obstbauvereine.

So sind für 1908 drei Vereine registriert, und zwar

  • Oberwarngau mit 42 Mitgliedern
  • Kleinhöhenkirchen mit 88 Mitgliedern und
  • Schliersee mit 24 Mitgliedern.

Für 1909 benennt das Mitteilungsblatt des Bezirksverbandes Oberbayern Kleinhöhenkirchen mit 115 Mitgliedern. In den folgenden Jahren wurden in Irschenberg und Schaftlach Vereine gegründet. Interessant ist, dass der Verein Kleinhöhenkirchen der mitgliedstärkste Verein im Landkreis Miesbach war, 1912 hatte er 130 Mitglieder. Sicherlich waren schon damals Holzollinger, Seehamer, Neukirchner und Weyarner Mitglied in Kleinhöhenkirchen geworden. Jedenfalls ist um diese Zeit die Idee einen eigenen Verein zu gründen soweit gediehen, daß am 8. März 1908 eine Gründungsversammlung stattfinden konnte.

 

Im Protokollbuch lautet der Eintrag: "Der Obstbau ist bekanntlich der einträglichste und schönste Nebenzweig der Landwirtschaft".

Damit nun der Obstbau auch im Goldenne Tal eine bessere Pflege erfährt, beschlossen nun der Landwirt Lorenz Meindl und der Lehrer August Stärzl von Holzolling, die Bewohner von Holzolling und Umgebung zwecks Gründung eines Obstvereins einzuladen.

Äußerst zahlreich folgten die Freunde des Obstbau's der Einladung zur Gründungsversammlung.

 

Der Cooperator Busch begrüßte die Erschienenen, besonders Oberlehrer Mayr und Herrn Gartenbautechniker Hatz aus Miesbach, wie auch die Herren Gartmeier, Vorstand vom Gartenbauverein Kleinhöhenkirchen und Herrn Heigenlechner vom Gartenbauverein Wall.

Themen waren Allgemeines über Obstbau und was bietet der Obstbauverein. 35 Personen traten dem neuen Verein spontan bei.

 

Die 1. Vorstandschaft bestand aus folgenden Personen:

  • 1. Vorstand, Lorenz Meindl
  • Kassier, Michael März, Naring
  • Schriftführer, August Stärzl, Hololling
  • 1. Beisitzer, Korbinian Zellner, Kleinseeham
  • 2. Beisitzer, Lorenz Krichbaumer (Bacher)

Mit dem Wunsch der neue Verein möge blühen und gedeihen, schloß Coop. Busch die Versammlung. Als Patengeschenk und als Grundstock wurden vom Distrikt Miesbach 50,00 DM übergeben.


Chronik

Der 1. Weltkrieg bringt für den Verein einen Stillstand und im Protokollbuch waren keine Eintragungen aufgezeichnet bis zum Jahre 1928.

Am 13. August 1928 war ein arger Hagelschlag zu verzeichnen. Nach Schätzung der Bauern beträgt er für die Gemeinde Holzolling 21,450,- Reichsmark, für damalige Zeiten eine sehr große Summe.

Im Jahr 1929 wurden starke Frostschäden festgestellt und somit wurde es erforderlich neue Obstbäume zu pflanzen. Der Verein lieferte zu günstigen Bedingungen neue Bäume und somit konnten gepflanzt werden:

  • 130 Apfelhochstämme
  • 37 Birnenhochstämme
  • 142 Hauszwetschgen
  • 8 Kirschbaumhochstämme

1932 besteht der Verein aus 44 Personen. Der Beitrag pro Mitglied belief sich damals auf 2 Reichsmark. Die Einnahmen betrugen in dem Jahr 88,- RM, die Ausgaben 35,- RM. Aufschlußreich sind die Angaben über die Wetterbedingungen und die Ernten, zeigen sie doch besonders die Mühen der Mitglieder. So wird z.B. das Jahr 1932 als mittelmässiges Obstjahr bezeichnet. Es wurden ca. 450 Zentner Äpfel, 120 Zentner Birnen und ca. 60 Zentner Zwetschgen geerntet.

1933 verzeichnete man eine schlechte Obsternte, da der Mai und Juni fast dauernd naß-kalt und regnerisch war und somit ein Bienenflug fast unmöglich war und dadurch keine Befruchtung stattfand.

Das Gleiche galt auch für 1936, es war Dauerregen von 30. Mai bis 12. Juni. In diesem Jahr ist in ganz Deutschland eine Mißernte festzustellen, wobei im klassischen Obstland Baden-Würtemberg nur ca. 4,5% der normalen Menge eingebracht wurde. Im Gebiet Holzolling ca 10% der Durchschnittsernte.

Aber nicht immer sind schlechte Ernten zu verzeichnen. So erntete man 1934 ca. 800 Zentner Winterobst, 150 Zentner Birnen und 200 Zentner Zwetschgen. Das Holzollinger Obstbaugebiet wurde deshalb zu den besseren Obstbaugebieten eingereiht und als "Goldenes Tal" bezeichnet.

Die Nazizeit, die 1933 mit der Machtübernahme Hitlers beginnt, spielt auch in das Vereinsgeschehen hinein. So bepflanzte man mit dem Nachbarverein Kleinhöhenkirchen und Irschenberg, sowie der Bauleitung der Reichsautobahn den Mittelstreifen der neuen Autobahn mit Ulmen und Linden.

Ab 1937 wird der Holzollinger Ortsverein gezielt auf die Erzeugerschlacht hingewiesen. Nach den Vorstellungen der Nazi-Regierung soll Deutschland unabhängig werden und im Landesinneren alle notwendigen Produkte erzeugen. Durch bessere Pflege unserer Obstkulturen kann ein noch größerer Ertrag erzielt werden, was dem Staat und der Volksernährung zugute kommt. Slogan war damals "Kampf dem Verderb"! Es ist nicht verwunderlich, dass man in diesem Zusammenhang neben den Obsterzeugnissen auch den Gemüsegärten besondere Beachtung schenkt. Durch den Kriegsbeginn setzt die Vereinstätigkeit aus.

In den Jahren 1947 und 1948 herrschte anhaltende Trockenheit und in diesen Jahren war eine starke Wühlmausplage zu verzeichnen. Viele Obstbäume starben bzw. wurden stark geschwächt. 200 Obstbäume konnten mühselig beigebracht und in den verschiedenen Ortsteilen des Vereinsgebietes neu gepflanzt werden.

Am 15. Februar 1948 wurde wieder die erste Versammlung nach dem Krieg einberufen. Der Kassenbestand betrug damals 17,24 RM. Der Mitgliederstand war bei 28 Personen. In den 50er Jahren haben die Mitglieder vorwiegend mit dem Aufbau ihrer Existenz zu tun, so daß das Interesse für Obst- und Gartenbau gering war.

Am 13. Juli 1953 ging ein starker Hagelschlag über Fentbach, Standkirchen und Holzolling nieder. Auch die Ortschaften Bach und Bruck, sowie Großseeham waren davon betroffen.

Ende Juli 1956 geht erneut ein starker Hagelschlag über das Holzollinger Vereinsgebiet hernieder. Ein strenger Winter folgte. Es begann ein großes Obstbaumsterben, das in seinem Ausmaß um vieles schlimmer war als im strengen Winter 1928/1929.

Bei der Rodungsaktion 1957 werden 1640 Obstbäume ausgerissen, ca. 1000 weitere werden nach und nach beseitigt, die vom Frost beschädigt waren. In manchen Obstgärten kann man die Beobachtung machen, daß kein einziger Baum mehr eine Daseinsberechtigung hat.

"Auch Obstbäume mit sehr guten klimatischen Stammbildnersorten sind eingegangen", erwähnt Sebastian Eham im Protokollbuch.

Die Eisheiligen im Mai 1957 bringen im Goldenen Tal 8 Grad Kälte.

Bei der Frühjahrsversammlung 1966 betrug der Kassenstand 647,59 DM und der Mitgliederstand war 32 Personen.

Der neue Vorstand Benno Messerer organisierte Lehr- und Ausflugsfahrten, veranstaltete eine Obst- und Blumenschau, organisierte den ersten Blumenball und konnte durch die vielen Aktionen den Holzollinger Verein aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Die Mitgliederzahl wuchs mit jedem Jahr und so konnte man im Jahr 1970 auf über 100 Mitglieder verweisen.

Zwischen 1974 und 1977 wurden 64 Ruhebänke an markanten Punkten in dem mittlerweile weitläufigen Vereinsgebiet aufgestellt.

Durch die vielen Aktivitäten und die Attraktivität des Gartenbauvereins steigt die Mitgliederzahl stetig an und so verzeichnete man 1974 152 Mitglieder.

1997 stieg die Mitgliederzahl auf 337 Personen.